Wie heize ich richtig?
Googelt man „richtig heizen“ erscheinen ungefähr 15.200.000 Seiten. Die meisten Vorschläge auf den ersten Seiten sind ähnlich: „richtig heizen heißt weniger heizen, pflegen Sie kalte und warme Räume, Lüften statt Kippen, Skijacke auch im Wohnzimmer anziehen“ etc.
Ich selbst habe eine Gastherme in meinem Bad, die jedes Jahr gewartet wird und ich habe, umwelt- und geldbeutelbewusst, mehrmals die freundlichen Herren von der Wartung gefragt, welches Heizverhalten denn am energiesparendsten wäre. Nur leider gab es nicht die eine goldene Regel: Der eine hat den Vorlauftemperaturregler konstant in die Mitte gestellt, der andere hat sie ganz aufgedreht, der eine hat gesagt nur heizen wenn ich daheim bin, der andere hat gesagt morgens wenig, abends mehr, nachts gar nicht, einer schlug vor, konstant und dafür gering zu heizen… Irgendwann war ich komplett verwirrt und habe die Heizung meistens einfach dann erst aufgedreht, wenn ich mich in einem Raum aufgehalten habe und er mir zu kalt war.
Zum Glück kenne ich inzwischen Günter Wolter, den Heizungsflüsterer der ENER-IQ GmbH und habe mir genau erklären lassen, wie ich am effizientesten heize – und vor alle. WARUM das die beste Methode ist. Dieses Wissen möchte ich natürlich mit jedem teilen, der sich dafür interessiert. Hier also meine vier Tipps für wirklich effizientes Heizen:
1. Die Basis
Grundlage für effizientes Heizen ist die ideale Einstellung der Heizungsanlage, also dem Ort, wo Primärenergie in Wärmeenergie umgewandelt wird. In meinem Fall ist das eine Gastherme in meinem Bad.
Unter idealer Einstellung versteht sich beispielsweise die Vorlauftemperatur, die je nach Gebäudedämmung, -größe, und Heizsystem individuell angepasst werden sollte. Auch der Druck der Heizungsanlage ist wichtig: ist der Druck zu hoch, wird das heiße Wasser zu schnell durch die Heizkörper gepumpt und hat keine Zeit, seine Wärme im Raum abzugeben. Dafür braucht es im besten Fall einen Hydraulischen Abgleich, den bei Anlagen im Heizungskeller, der Vermieter organisiert
2. Die Ventilstellung
Die meisten Heizkörperventile haben eine Skala von 1 bis 5 aufgezeichnet. Je nach Stufe verschließt das Ventil bei bestimmter Raumtemperatur durch sich ausdehnende Flüssigkeit darin den Zulauf für neues heißes Wasser.
Auf Stufe 2 beispielsweise sollte das etwa bei 16°C sein, bei Stufe 3 erst bei 20-21°C. Wärmer braucht man es in einen Raum eigentlich selten.
Günter Wolters Tipp: Das Ventil auf Stufe 3 stellen und nicht mehr anfassen – Tag und Nacht. Dann wird der Raum konstant warm gehalten und es gibt keine großen Schwankungen.
Kühlt der Raum beispielsweise durch eine Nachtabsenkung oder tagsüber, wenn keiner da ist, stark aus, wird sehr viel Wärmeenergie benötigt, um den Raum wieder auf die Wohlfühltemperatur zu bringen.
Im Endeffekt ist das meistens genauso viel Energie, wie wenn der Raum permanent ein kleines bisschen geheizt würde.
Das wird vor allem dann problematisch, wenn alle Bewohner eines Hauses am Abend ihre Heizung aufdrehen um ihre Wohnungen zu heizen. Dann muss der Kessel der Heizungsanlage in Volllast arbeiten und verbraucht mehr Primärenergie als bei konstanter geringer Arbeit.
Das ist vergleichbar mit einem Auto, das entweder konstant auf ca. 100 kmh fährt, oder aber stark beschleunigt (morgens), dann wieder extrem abbremsen muss (weil alle Heizungen tagsüber abgedreht werden). Abends, wenn alle von der Arbeit kommen, wird dann wieder heftig aufs Gaspedal getreten, ehe gegen 23:00 Uhr die Vollbremsung eingelegt wird. Den Unterschied im Benzinverbrauch von Stop-and-Go vs. konstantes Fahren auf der Autobahn bei 120 Kmh kennen die meisten vermutlich.
Solch eine konstante, geringe Temperaturabgabe funktioniert allerdings nur, wenn die Heizungsanlage hydraulisch abgeglichen ist und die Vorlauftemperatur nicht zu hoch ist. Denn dann kann auch auf Stufe 3, wo 21°C gewollt waren, die Heizung durch das extrem heiße Wasser so heiß werden, dass sie auch nachdem sich das Thermostatventil geschlossen hat noch viel Wärme abgibt. So klettert das Thermometer auf 22°, 23° sogar 24° Celsius und der Raum fühlt sich viel zu warm an.
Fällt die Temperatur dann wieder ab, auf 19° oder 18° ehe das Ventil sich wieder öffnet, macht sich diese starke Temperaturschwankung bemerkbar und man friert schon bei 21° C, weil wir Menschen sehr sensibel auf Temperaturunterschiede reagieren.
Wer also konstant mit Stufe 3 den Raum bei 20-21° hält fühlt sich wohler, hat keinen Stress durch heiß-kalt-Wechsel und spart noch Energie – vorausgesetzt, die Vorlauftemperatur stimmt.

3. Türe zu!
Viele Ratgeber empfehlen, das Wohnzimmer und Bad zwar warm aufzuheizen, Schlafzimmer, Flur und Küche aber bei nur etwa 16° zu halten.
Tatsächlich ist der Wärmebedarf in diesen Räumen nicht so hoch. Problematisch ist aber der Raumluftverbund zwischen warmen Räumen und kalten.
Hintergrund ist, dass warme Luft deutlich mehr Feuchtigkeit in Gasform halten kann. Strömt solche warme Luft über den Flur beispielsweise ins kalte Schlafzimmer, kondensiert das Wasser auf den Oberflächen. Das kann leicht zu Schimmel führen. Hier hilft nur, den Raumluftverbund konsequent zu trennen, also die Türen zwischen kühlen und warmen Räumen jeweils immer zu schließen. Gerade die Türen der kühlen Räume lässt man sonst nämlich häufig offen, da ja vermeintlich ohnehin keine Wärme entweichen kann.
4. Richtig Lüften
In einem Punkt stimmt Günter Wolter den Online-Ratgebern absolut zu: Stoßlüften ist besser als gekippte Fenster, um die Raumluft auszutauschen.
Bei gekippten Fenstern findet nämlich nur ein sehr langsamer Luftaustausch statt, während die Außenwände stark abkühlen.
Noch effizienter als Stoßlüften ist aber das Querlüften, also mit Durchzug. So tauscht sich die Luft innerhalb von 5 Minuten gut aus und der Raum hat weniger Zeit abzukühlen.
Als Faustregel kann man sich merken: 1x Querlüften geht am schnellsten, 1x Stoßlüften dauert 5 mal so lang, und Kippen dauert 40 x so lange wie Querlüften.
Fazit
Insgesamt kann man die Empfehlung von Günter Wolter wie folgt zusammenfassen: Am besten ständig, dafür mit geringerer Temperatur heizen, Türen zwischen den Räumen gut zumachen und vor allem dafür sorgen, dass die Heizungsanlage im Keller richtig eingestellt ist.